Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, Begegnungen und Erlebnissen (nicht nur) im Harz.
GABY RÜCKERT – Traditionskonzert am Hainer See
26.10.2024
Lieder, die aus der Masse heraus ragen, gar besonders sind, mag ich sehr. Sie prägen sich ein und möchten das Herz
nicht mehr verlassen. Man nimmt solche Lieder mit in das eigene Leben. In der Schlager- und Pop-Welt des kleinen
Landes kamen sie, jedenfalls für meinen Geschmack, nicht sehr oft vor. Jenes aber, von der „Berührung“, war eine der
großartigen Ausnahmen. Deshalb nahm auch ich es, gleich anderen, mit in mein Leben. Jede Generation hat nämlich
ihre eigenen Lieder. „Berührung“ ist eins meiner Vita.
In diesen Tagen freue ich mich darauf, das Lied nach langer Zeit wieder live zu hören und die Interpretin zu treffen.
Dass ich bei diesem Event dabei sein darf, stimmt mich glücklich, aber auch nachdenklich, denn Ingo Koster, Partner von
Gaby Rückert im Leben und auf der Bühne, kann krankheitsbedingt leider nicht anwesend sein. Viele Erinnerungen
wandern mir durch den Kopf, denn im Hafentheater am Hainer See, einer sehr noblen Urlaubsresidenz südlich von
Leipzig, ist auch ein Rückblick auf die Karriere von Gaby, und damit auch von die von Ingo, angekündigt.
Erst beim zweiten Hinsehen ist der kleine Kulturtempel direkt am Jachthafen als solcher erkennbar. Nach der
Dämmerung, und einem Fan-Essen beim Italiener nebenan, ist der kleine Saal gut gefüllt. Das Licht erlischt und aus
dem Hintergrund sind eine Stimme und die Melodie von „Einmal hin und zurück“ zu hören – so ein Gänsehautmoment!
Sichtlich berührt vom aufbrausenden Applaus, auch etwas zaghaft, betritt die Sängerin das Bühnenpodest. Was muss in
diesen Momenten wohl in ihr vorgehen?! Die Anspannung löst sich erst, als Gaby vom Jubel umarmt und getragen,
Worte zur Begrüßung aussprechen kann. Danach geht es uns allen ein wenig besser, können wir die kommende Stunde
mit ihren Liedern genießen.
Mir ist, als höre ich gesungene Episoden, Erinnerungen und Erlebnisse auch aus meinem Leben. Die „Bilder aus
vergangener Zeit“, die Ballade von „Schneewittchen“, die es gut hat oder der Blick in den „Seitenflügel, Hinterhof“ mit
rhythmischen Karibik-Feeling. Gaby Rückert covert von Ralph McTell die „Streets Of London“ und schwärmt vom „Sand
auf Rügen“, jener Insel, auf der sich Gaby und Ingo stets heimisch fühlten. Als sie „Teil mit mir“ anstimmt, singen (fast)
alle im Saal mit. Fans sind eben textsicher! Nachdenklich wirkt sie bei „Lass’ einen Freund nicht vor der Tür stehn“ oder
als sie die „Alte Schule“ besingt, mit der sie viele herzliche Erinnerungen verbindet. All das sind Melodien, „Lieder für die
Menschen und nicht für die Charts“, wie Ingo ihre Musik einst treffend beschrieb. Sie sind voller Lebenskraft, verstrahlen
Geborgenheit und beschreiben Liebe ebenso wie Trauer. Mein Lieblingslied der beiden besingt „Das Silber des Meeres“
als Gleichnis für ein erfülltes Leben, auf das man zurückblicken kann. In solchen Melodien und Worten fühle ich mich
inzwischen ganz gut aufgehoben.
Neben, vor und hinter mir höre ich viele Frauenstimmen, die inniglich singend den Melodien folgen. Endlich singt Gaby
die „Berührung“ und berührend „Die Rose“. Mittendrin sitzend, lausche ich den Klängen und tief in mich hinein - vieles
richtig gemacht und nicht immer die richtigen Worte ausgesprochen, denke ich, als zum Abschluss leise „Gut’ Nacht“ die
Stimmung sanft ausklingen lässt. Danke Gaby, für diese erfrischende Lieder-Stunde. Dass ich nachträglich mit ihr noch
ein Gespräch führen und ein wenig in ihrer Vita stöbern darf, macht einen alternden Musikliebhaber stolz sowie
unendlich glücklich. Wann kann ein Fan schon eine solche Stunde erleben? In seinen Gedanken bei einem Musiker sein,
dem dieser Moment ebenso gehört? DANKE Ingo! Die Gespräche in kleiner Runde, mit alten sowie neuen Freunden,
klingen erst im Warten auf die „heilige Zeitumstellung“ nach der Geisterstunde aus. Ein Gefühl, diese Momente wären
für die Ewigkeit gemacht, drängt sich mir auf. Inzwischen kann ich das wirklich gut genießen.
Der nächste Morgen sieht einen leichten Silberschimmer über dem Hainer See. Gaby scheint schon auf der Piste
unterwegs zu sein. Ihr Auto sah ich über den Holperweg fahren. Es ist noch still, als ich das Hafentheater im
Rückspiegel erkenne – macht’s gut, liebe Freunde, bleibt (und werde wieder!) gesund. Dann können wir uns bald
wiedersehen, wünsche ich mir. Gaby hat für das kommende Jahr bereits zugesagt. Dank auch Dir, Carsten, für diese
wundervolle Gelegenheit. Dies war ganz sicher einer meiner schönsten Höhepunkte als Konzertgänger und Aufschreiber.
Manchmal könnte man heulen vor Glück - sieht ja keiner!
(DANKE Sabine für Deine Fotosunterstützung.)